Auf der Hinterseite des Düsseldorfer Bahnhofs, an der eine lange Straße mit Parkplätzen und einigen Beeten und Wegen entlang führte, war das Haus des Hundefängers. In der Tat war die Notwendigkeit dieses Ortes unübersehbar, da überall tobende Tiere einherliefen und einen ziemlichen Wirbel veranstalteten. Da es sich aber wirklich um das Haus des Hundefäfngers handelte, wurde mir erst klar, als ich mich an die grobgezimmerten Biertische, die seltsamerweise davorstanden, zu einigen Leuten setzte und die Szenerie eine Weile beobachtete. Tatsächlich befand sich in der staubigen Hauswand, die mit Gittern vor eingelassenem grauen Fenster eher an ein verwaistes Kiosk erinnerte, ein niedrig gelegenes Loch, in das gefangene Hunde eingelassen wurden.
Ich unterhielt mich einige Zeit mit einem Herren, der mir gegenüber und den Rücken der Straße zugekehrt saß und die besondere Ästhetik jener Lokalität geradewegs zu genießen schien. Wie ich mich nach kurzem Blick auf die Straße, wo gerade einem zappelndem schwarzen Hund die Fang- schlinge um den Hals gelegt wurde, erneut meinem Tischnachbarn zuwandte, erkannte ich doch die Gestalt *Reinhard Meys* in dieser mir gerade noch absolut fremden Person!
Diese Erkenntnis aber für mich behaltend – ich wollte Peinlichkeiten vermeiden und ihn in der Sicherheit belassen, da ich ihn nicht erkenne – hörte ich ihm weiter zu. Er erzählte, was mich überraschte, von seiner Tätigkeit hier, doch während ich mich noch wunderte, entfremdete sich der Ausdruck auf dem eben erst wiedererkannten Gesicht und wurde zu dem eines jener typischen geschnuzten, dreitagebebarteten Schwulen mit kurzem Stoppelhaarschnitt und Lederkappe (wie man sie aus Filmen kennt), der zwischendurch immer wieder einen Gruß oder ein Zwinkern in Richtung seiner „Kollegen“ an den Nachbartischen sandte. Diese entsprachen nun, ohne da ich die Verwandlung bemerkt hätte, ebenfalls jenem Bild, welches mir bereits im direkten Gegenüber erschienen und leibhaftig geworden war.
Fühlte ich mich insgesamt auch ob der schmuddeligen Großstadtgegend unwohl, so war ich jetzt doch ein wenig erschrocken und verwirrt. Angst aber – verspürte ich nicht.